C H E M I S C H E S P U R E N S U C H E N E U E V E R U N R E I N I G U N G E N I N A B WA S S E R U N D G E WÄ S S E R N WA LT E R G I G E R , A L F R E D O C . A L D E R , E VA M . G O L E T, H A N S - P E T E R E . KO H L E R , C H R I STA S . M C A R D E L L , E VA M O L N A R U N D C H R I ST I A N S C H A F F N E R Neuartige Umwelteffekte alarmieren die Forschung: viele organische Chemikalien sind als Spurenverunreinigungen in kommunalem Abwasser enthalten und werden teilweise in den Kläranlagen nur unvollständig entfernt. Chemische Analysemethoden ermöglichen nun spezifische und quantitative Spurenbestimmungen beispielsweise von hormonaktiven Verbindungen und Antibiotika. Die weltweite Wasserentnahme
Die heutige Zivilisation benutzt Chemika-
prozesse. Die Forschungsgruppe für chemi-
Zwecke, und gewisse Stoffanteile gelangen
geschieden werden, hätte eigentlich erwar-
auch in die Umwelt. Unfälle wie Öltanker-
Projekte, die einen weiten Bereich von orga-
tet werden müssen, dass diese Substanzen
Havarien werden in der Öffentlichkeit stark
nischen Umweltspurenstoffen umfassen.
diskutiert. Weniger beachtet hingegen wer-
Die transdisziplinären Studien stützen sich
mittel können über unterschiedliche Ein-
tragspfade in die aquatische Umwelt gelan-
Stoffen. In letzter Zeit sind neuartige Um-
gen, wie dies in Abb. 1 dargestellt ist. In den
heute üblichen Verfahren der mechanisch-
Teil auf den chronischen Eintrag von Chemi-
Das Schicksal von Abwasser-
kalien zurückgeführt werden können. Ein
substanzen
etwa die in relativ grossen Mengen verwen-
Verhalten in der Umwelt als auch mögliche
chemie beschäftigt sich mit dem Verständ-
wichtige Rolle spielen. Für die Erarbeitung
nis der physikalischen, chemischen und bio-
von Kenntnissen über die in den Kläranla-
logischen Prozesse, die das Schicksal von
Chemikalien in der Umwelt beeinflussen.
Phosphatersatzstoffe usw.) auch Zwischen-
Eliminationsprozesse sind gezielte und auf-
mie zielt auf die Erkennung von kritischen
boliten) erfasst wurden. Relevant sind ins-
die Ergebnisse für Stoffflussanalysen und
besondere Metaboliten mit – im Vergleich
möglicherweise auch für kinetische Aus-
zu den Ausgangsstoffen – höherer Giftig-
Luft sowie in Pflanzen und Lebewesen.
Wichtig sind dabei die analytische Ermitt-
Transport-, Transfer- und Transformations-
den. Basierend auf der medizinischen Ver-
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durch Menschen beträgt rund 4000 km3 pro Jahr. Der Bedarf ist zwischen 1900 und 1995 um das Sechsfache gestiegen. Vom Reinigungsmittel zum
lyethoxylate ausführlich untersucht. Dabei
side in Haushaltreinigern verzichtet. Auf-
Umwelthormon
stellte sich heraus, dass aus den relativ
grund der Persistenz des Nonylphenols un-
harmlosen Tensid-Molekülen giftige Meta-
Oberflächenaktive Verbindungen (waschak-
boliten wie das Nonylphenol gebildet wer-
können die Gehalte in Faulschlämmen be-
tive Substanzen, Tenside) sind als wichtige
den. Seit einigen Jahren ist auch bekannt,
weltschutzmassnahmen zu überprüfen. Die
in Abb. 3 dargestellten Ergebnisse zeigen,
natürlichen Sexualhormon 17 -Estradiol er-
dass die Nonylphenolgehalte in Faulschläm-
anionische Tenside aus Detergentien haben
den folgenden Jahren kontinuierlich zurück-
bis Mitte der 60er-Jahre zu Schaumbildun-
gen in den Gewässern geführt. Seit zwei
erreicht wurden. In einem ähnlichen Sinne
phenolpolyethoxylate in Textilwaschmitteln
weltverhalten der aromatischen, nichtioni-
verboten. Die Detergentien-Hersteller ha-
Schichten in datierten Sedimentkernenzeichnen die Auswirkungen der erwähnten
Eintragspfade von Umweltchemikalien
Verbrauchsreduktionen auf. In mehreren Abteilungen der EAWAG und
Industrie, Gewerbe Spitäler Haushalte
der EMPA laufen zurzeit Forschungsarbei-ten im Rahmen des Nationalen Forschungs-
Produktion Entsorgung
programms 50 über hormonaktive Substan-zen in der Umwelt. Unter anderem werden
Abwasser Hausmüll
einzelne Nonylphenolisomere und carboxy-lierte Metaboliten auf ihr Verhalten in derAbwasserreinigung und in den Gewässern
Boden Kläranlage
untersucht. Ebenfalls gemessen werdenweitere phenolische Verbindungen wie z. B. Oberflächengewässer Grundwasser
die Kunststoffsubstanz Bisphenol A sowiepolybromierte Verbindungen, die als Flamm-schutzmittel verwendet werden. Trinkwasser Abb. 1: Eintragspfade in die aquatische Umwelt für Publikumsprodukteund Arzneimittel.B U L L E T I N
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Antibiotika als ignorierte Abwasser- chemikalien
Werte, bei denen Schadwirkungen auftreten. Im Einzugsgebiet der Glatt im Kanton
Zürich wurden Antibiotika einerseits im Ab-
Arzneimittel, wie zum Beispiel Antibiotika,
quantifiziert; andererseits wurden mögli-
cherweise in der Glatt ablaufende Elimina-
nicht vernachlässigbare Anteile eingetra-
Ciprofloxacin und Norfloxacin variierten im
Zulauf der Kläranlagen zwischen 3,5 und
der Antibiotika gründen auf der Befürch-
8,7 Gramm pro Tag (g/d) und im Ablauf zwi-
tung, dass eine chronische Antibiotika-Ex-
schen 0,1 und 1,3 g/d. Dies entspricht einer
Elimination von 79 bis 87%, die weitgehend
von Antibiotikaresistenzen führen könnte.
durch den Transfer in den Klärschlamm ver-
Um das Umweltgefährdungspotenzial bzw.
ursacht wird. Trotz dieser relativ hohen Eli-
nicht vollständig entfernt, sodass ein Ein-
trag in den Vorfluter Glatt erfolgt. In der
5– 8 ng/l gemessen. Anfang 2001 variierten
Flusswasser entwickelt. Bis anhin erfasst
die Tagesfrachten des in der Schweiz wich-
wurden Fluorochinolone, Makrolide, Sulfon-
amide und -Lactame. Die Einzelstoffanaly-
thromycin in den Kläranlagenausläufen im
Abb. 2: Biotransformation der nichtionischen
tik ergibt Ergebnisse, die eine gründliche
Glatttal zwischen 1,6 und 15 g/d; in der Glatt
Alkylyphenolpolyethoxylat-Tenside. Der relativ
Beurteilung der Einträge und des Umwelt-
persistente Metabolit Nonylphenol zeigt sowohl hoheToxizität als auch eine Hormonwirkung, die sich
verhaltens ermöglichen. Abbildung 4 zeigt
Rheinsfelden 26 beziehungsweise 36 g/d. durch die strukturelle Ähnlichkeit zu dem natürlichen
für die beiden Fluorochinolone Ciprofloxa-
Diese Stofffrachten von Clarithromycin wa-
Steroidhormon (17 -Estradiol) erklären lässt.
ren damit bedeutend grösser als die ent-
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Nonylphenol in Faulschlamm Spurenanalytik von organischchemi- schen Umweltstoffen Spurenanalytische Methoden basieren auf einer breiten Palette von Techniken für Anreicherung, Trennung und Nach-
weis. Seit Beginn der Umweltwissen-schaften in den 60er-Jahren spielte dieGaschromatographie, insbesondere mithochauflösenden Kapillaren, eine zen-trale Rolle für die Trennung der komple-xen Stoffgemische in einzelne Kompo-nenten. Ein einengender Nachteil derGaschromatographie ist die Tatsache,
Abb. 3: Nonylphenolgehalte in Faulschlämmen des Kantons Zürich. Das Verbot des Waschmitteleinsatzes vonNonylphenolpolyethoxylat-Tensiden in der schweizerischen Verordnung für umweltgefährdende Stoffe (Stoffverordnung) von 1986 und folgende Einsatzreduktionen kommen in den Faulschlammwerten zum Ausdruck.
durch die Trennkolonnen hindurchtransportiert werden können. Bei der
Norfloxacin (10 und 7,9 g/d). Der Vergleich
kobeurteilung in Sachen Antibiotika.
ist nur noch die Löslichkeit in einem or-
Clarithromycin aus den Kläranlagen mit der
Fracht in Rheinsfelden ergibt die Aussage,
dass in der Glatt keine signifikante Elimina-
Forschungsinformationen
Als Teilprojekt des Nationalen Forschungs-
rem Spitalabwässer untersucht. Ein Haupt-
können verlässlich bestimmt werden.
mit einer bakteriologischen Arbeitsgruppe
in Bellinzona werden dieselben Wasserpro-
ben sowohl chemisch analysiert als auch in
Bezug auf Antibiotikaresistenzen charakte-
risiert. Die Frage, ob die in Abwasser und in
Substanzen müssen mittels Flüssigkeits-
mit verursachen, ist experimentell bisher
kaum studiert worden. Eine Diskussion die-
ses Problems ist jedoch von zentraler Be-
Prof. Walter Giger, Dr. Alfredo C. Alder, Dr. Eva M. Golet, Dr. Hans-Peter E. Kohler, Dr. Christa S. McArdell, Eva Molnar, Christian Schaffner Abb. 4: Umweltkonzentrationen und Schadwirkungen der Fluorochinolon-Antibiotika Ciprofloxacin B U L L E T I N
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In the world that we live in today almost everything is defined by the education that we receive: the college we are accepted into, job placement, job security, wealth, and so much more. Furthering this, our education is defined by an individual’s intelligence level. Most people have a somewhat keen awareness of intelligence – whether it’s smart, dumb, bright, dull, brilliant, or stupid
Physical Activity and Bone Health This pronouncement was written for the American College ofSports Medicine by Wendy M. Kohrt, Ph.D., FACSM (Chair);Susan A. Bloomfield, Ph.D., FACSM; Kathleen D. Little, Ph.D.;Miriam E. Nelson, Ph.D., FACSM; and Vanessa R. Yingling, Ph.D. may be indicated even for those postmenopausal women who are habituallyphysically active. Given the current state of