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Medizinische Informationen zu HIV und AIDS Vorsorge- und Kontroll unter-suchungen bei HIV-Infektion HIV-Positive müssen regelmäßige Arzttermine wahrnehmen und zwar unabhängig davon, ob sie HIV-Medikamente nehmen oder nicht. Diese Broschüre gibt einen Überblick über die Routineuntersuchungen, die jeder HIV-Positive in Anspruch nehmen sollte.
Da HIV-Positive heute dank der verbesserten Therapiemöglichkeiten viel älter werden, bekommen neben den HIV-spezifischen Untersuchungen auch ganz „normale“ Vorsorgeuntersuchungen eine immer größere Bedeutung. Auch hierüber informiert diese Ausgabe ausführlich. Für HIV-Positive sind neben den routinemäßigen Problemen der HIV-Infektion kennt Das bedeutet Arztbesuchen bei ihrem Schwerpunkarzt nicht natürlich, dass es keine verbindlichen Richtlinien selten noch andere Arztbesuche notwendig. Vom für Kontrolluntersuchungen gibt. Es kann daher behandelnden HIV-Spezialisten wird man gege- durchaus sein, dass bestimmte Dinge von HIV- benenfalls zu anderen Fachärzten geschickt, wie Schwerpunktärzten unterschiedlich gehandhabt zum Beispiel Augenarzt oder Zahnarzt. In dieser werden. Auch kann es von Patient zu Patient sehr Broschüre soll erklärt werden, welche Arztbesuche unterschiedlich sein, welche Untersuchungen notwendig sind. Wenn daher das Vorgehen in Ih-rer Praxis oder Ambulanz, in der Sie betreut wer- Es ist wichtig zu wissen, dass es bei Vorsorge- und den, sich etwas von dem hier vorgestellten Vorge- Kontrolluntersuchungen für HIV-Positive bisher hen unterscheidet, ist das kein Grund beunruhigt nur wenige wissenschaftliche Standards, so wie man sie von den HIV-Medikamenten und anderen Eine besondere Situation liegt vor, wenn eine Anschließend werden einige Basisuntersuchun-HIV-Infektion neu festgestellt worden ist und man gen durchgeführt. Zunächst gibt es eine körperli- das erste Mal als „Positiver“ zu einem Arzt geht. che Untersuchung. Dann wird Blut abgenommen, Die meisten werden naturgemäß verschiedene um unter anderem die HIV-Werte, wesentliche medizinische Fragen haben: Was bedeutet HIV Organwerte zur Überprüfung von Leber, Niere eigentlich? Was passiert da im Körper? Gefährde und Stoffwechsel und Tests auf andere sexuell ich andere? Muss ich Medikamente nehmen? Wie übertragbare Erkrankungen wie z.B. Hepatitis und Syphilis zu bestimmen. Einzelheiten zu den Blut-untersuchungen werden im folgenden Teil „Wei- Neben den gesundheitlichen Aspekten ergeben tere Kontrolluntersuchungen – Laboruntersuchun- sich eine Reihe von gefühlsmäßigen Fragestellun- gen“ beschrieben. Es werden meist auch noch ein gen: Wie geht es jetzt weiter? Wie gehe ich künf- „EKG“ (Elektrokardiogramm – eine Ableitung der tig mit der Infektion um? Was wird sich für mich Herzströme), eine Ultraschal luntersuchung der ändern? Kann ich so weiterleben /-arbeiten wie Bauchorgane und eventuell eine Lungenfunkti- bisher? Wer soll und wer muss von meiner HIV- onsprüfung und ein Röntgenbild der Lunge ange- fertigt. Diese Untersuchungen sind auch sinnvoll, wenn man keine Beschwerden hat, um einen Aus- Beim ersten Kontakt mit einem HIV-Schwerpunk- gangswert zu haben, mit dem später Vergleiche tarzt geht es vor allem darum, den aktuellen Ge- gemacht werden können. Nicht alle Ergebnisse sundheitsstatus zu erheben. Dazu wird zunächst dieser Untersuchungen stehen sofort zur Verfü- einmal die so genannte „Anamnese“ oder auch gung, sondern werden bei einem zweiten Termin Krankengeschichte erhoben. Der Arzt macht sich durch verschiedene Fragen ein Bild von den aktu-ellen Beschwerden, so wie von bereits bekannten Nach den beschriebenen Basisuntersuchungen Erkrankungen, eventuellen Allergien und Medika- folgen schließlich noch erste medizinische Infor- menteneinnahme. Darüber hinaus informiert sich mationen über den möglichen Verlauf einer HIV- der Arzt über die berufliche, soziale und familiäre Infektion, Übertragungswege, Schutzmöglichkei- Welche Untersuchungen werden bei einer dauerhaften Behandlung durchgeführt? Da die HIV-Infektion eine chronische Erkrankung aktuelle Beschwerden häufig keine speziellen Un- ist, sind regelmäßige Untersuchungen beim HIV- tersuchungen notwendig sein. Bei zum Beispiel Schwerpunktarzt erforderlich. Im Normalfall sollte Fieber, Husten und Luftnot wird natürlich eine ge- man alle drei Monate zur Kontrolle gehen. Bei zielte Untersuchung der Lunge und des Rachens Problemen oder in besonderen Situationen (zum Beispiel Umstellung der Kombinationstherapie) können häufigere Untersuchungen notwendig Im Rahmen der Untersuchung werden routinemä-sein. Bei einem stabilen und unproblematischen ßig auch verschiedene andere Werte überprüft , Verlauf können längere Intervalle möglich sein. hierzu gehören unter anderem das Gewicht, der Empfehlenswert jedoch sind Abstände von drei Pulsschlag (die Herzfrequenz) und der Blutdruck.
Monaten. Somit können Komplikationen erkannt werden, die sonst vielleicht nicht rechtzeitig Der Blutdruck ist dabei ein sehr gutes Beispiel, bemerkt würden – auch wenn es einem körperlich wie die Untersuchungen von Patient zu Patient unterschiedlich sein können: Manche Patienten haben einen bekannten Bluthochdruck, der me- Die „normale“ Routine-Untersuchung kann man dikamentös behandelt wird. Hier werden die notwendigen Untersuchungen und Überprüfun-gen häufig vom Hausarzt durchgeführt, so dass Zu Beginn wird besprochen, welche Beschwerden dies vom HIV-Schwerpunktarzt nicht behandelt akut bestehen, und was seit dem letzten Besuch werden muss. Bei manchen Patienten dagegen passiert ist. Danach richtet sich, ob spezielle Un- wird auch die Blutdruckbehandlung vom HIV- tersuchungen gemacht werden müssen. Es folgt Schwerpunktarzt übernommen. Bei HIV-Positi- eine zielgerichtete körperliche Untersuchung, ven, deren Blutdruck bislang immer normal war, deren Umfang sich je nach den Beschwerden und sollte der Blutdruck mindestens einmal pro Jahr der individuellen Situation richtet. So werden bei einem Patienten mit erfolgreicher Therapie ohne > Den größten Teil des Arztbesuches nimmt heute die Über-prüfung und Besprechung der antiretroviralen Therapie ein < Besprechung der HIV-TherapieDer Beginn der HIV-Therapie ist maßgeblich davon abhängig wie hoch die Anzahl der Helfer-zellen ist. Wird ein bestimmter Wert unterschritten ist eine HIV-Therapie (Kombinationsthera-pie) notwendig.
Bei Patienten, die bereits eine Kombinationstherapie einnehmen, werden bei jedem Besuch eine Reihe von Fragen im Zusammenhang mit der Therapie geklärt und überprüft: – Ein Hinweis auf die Wirksamkeit der HIV-Therapie ist die Anzahl der Viren, die im Blut ge- messen werden. Der Fachbegriff hierfür ist „Viruslast“. Ziel ist es die Anzahl der Viren so zu reduzieren, dass sie mit den herkömmlichen Meßmethoden nicht mehr nachgewiesen wer den können. Man spricht in diesem Fall auch von „Viruslast unter der Nachweisgrenze“. Steigt die Viruslast unter einer Kombinationstherapie wieder an, kann dies ein Hinweis darauf sein, das die Viren gegen das Medikament resistent geworden sind oder das die Medikamente nicht regelmäßig eingenommen worden sind.
– Einen großen Anteil der Besprechung nimmt die Frage nach den Nebenwirkungen der HIV- Medikamente ein. So wird der Arzt, sofern der Patient nicht selbst davon berichtet, nach Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Übelkeit fragen. Anhand der Blutwerte kann der Arzt feststellen, ob die Medikamente negative Auswirkungen auf Leber- und Blutfettwerte haben.
– Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind ausgesprochen komplex. Es kann immer passieren, dass sich ein Medikament „einschleicht“, das mit den HIV-Medikamenten Wechselwirkungen hat. Besonders sollte immer auch auf Medikamente geachtet werden, die zwischenzeitlich von anderen Ärzten zusätzlich verordnet wurden. Solche Medikamente sollten dem HIV-Schwerpunktarzt genannt werden, damit dieser überprüfen kann, ob es hier möglicherweise Probleme geben könnte. Dies gilt auch für Medikamente, die man ohne ein Rezept in der Apotheke kaufen kann.
Gründe für die unregelmäßige Einnahme von Medikamenten – Wenn Dosierungen ausgelassen werden, stellt sich die Frage, welche Gründe sich dahinter verbergen können. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Patient nach jahrelanger Einnah-me der Medikamente einfach „pillenmüde“ geworden ist. Oder es ist nicht genug Geld für die Zuzahlung der Medikamente vorhanden. Darüber hinaus kann es noch viele andere Gründe geben, die der Arzt im Gespräch herausfinden muss. > Man sollte keine Scheu haben, dem Arzt Fragen zu stellen, wenn einem etwas im Umgang mit den Medikamenten unklar ist oder man andere Probleme mit den Medikamenten hat < Nach der Beschreibung der „normalen“ Arztbe- untersuchungen sind dabei alphabetisch sortiert. suche beim HIV-Schwerpunktarzt werden im Fol- Wie bereits erläutert, hängt das sehr vom Einzel- genden weitere Untersuchungen und (Fach-)Ärzte fall ab, welche Untersuchungen erforderlich sind.
beschrieben, die im Rahmen der HIV-Behandlung empfohlen werden. Die beschriebenen Kontroll- Die meisten HIV-infizierten Menschen werden verschiedenen Fachgesellschaften als besonders heute glücklicherweise wesentlich älter als noch wichtig (und auch effektiv, wenn man denn eine vor einigen Jahren. Viele Experten und wissen- Änderung erzielen kann) für die Gesundheitsvor- schaftlichen Analysen gehen heutzutage von sorge genannt wurden. Gesundheitliche Risiko-einer fast normalen Lebenserwartung aus, also einer Lebenserwartung wie bei einem Menschen ohne HIV-Infektion. Dadurch treten immer häu- figer Alltagsbeschwerden und „normale“ Pro- bleme des Älterwerdens auf, die entsprechende Maßnahmen erforderlich machen. Außerdem sind – Ungesunde oder ungenügende Ernährung viele HIV-Schwerpunktärzte gleichzeitig auch der – Unkontrollierte Medikamenten- und Drogen einnahme Deswegen bekommt die so genannte Prävention, also die Verhinderung von gesundheitlichen Pro- Auch wenn diese Aspekte auf den ersten Blick blemen einen immer größeren Stellenwert auch vielleicht mit der HIV-Infektion nicht unmittelbar für HIV-Positive und ihre Ärzte. Man kann das in etwas zu tun haben, so soll es an dieser Stelle etwa mit dem Begriff „Allgemeine Gesundheits- einfach verdeutlichen, dass auch zahlreiche an- vorsorge“ beschreiben. Die Möglichkeiten, die dere Themen bei den Arztbesuchen vorkommen sich zur Vorbeugung ergeben, sind zahlreich. können.
Es gibt dabei einige Themengebiete, die von Die HIV-Infektion kann verschiedene Veränderun- ihrem HIV-Schwerpunktarzt in Verbindung setzen. gen am Auge hervorrufen. Wenn die Helferzell- Er muss klären, ob eine rasche Vorstellung beim zahl über 200 liegt, ist die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen am Auge sehr gering. Hier reicht sicher eine 1x jährliche Untersuchung beim Au- Unabhängig von der HIV-Infektion wird von Au- genarzt. Wenn die Helferzellzahl unter 200 liegt, genärzten empfohlen, dass ab dem 40. Lebens- sollte 2x jährlich eine Untersuchung durchgeführt jahr im Sinne einer Routinevorsorge einmal im werden, bei Sehstörungen auch häufiger. Das Jahr der Druck im Auge gemessen wird (der so Risiko für die Zytomegalievirus-Infektion (CMV) genannte Augeninnendruck). Eine Erhöhung des und die Toxoplasmose, die beide Schäden am Augeninnendrucks führt zum so genannten „Grü- Auge hervorrufen können, ist besonders groß, nen Star“. Durch den erhöhten Druck im Auge wenn die Helferzellzahl weniger als 100 beträgt. kann die Sehfähigkeit abnehmen, weil die Seh- Daher sollten sich Betroffene, deren Helferzellen nerven sozusagen „zerquetscht“ werden.
in diesem Bereich liegen, bei Sehstörungen mit Durch die Erfolge der Kombinationstherapie hat nen ist sie aber sehr wichtig. Das gilt ganz beson- eine Ernährungsberatung für die meisten HIV- ders für Zustände mit Mangelernährung und dem Positiven nicht mehr einen so großen Stellenwert so genannten Wasting. Unter Wasting versteht wie noch vor wenigen Jahren. Eine Ernährungsbe- man eine unkontrollierte, ungewollte Gewichts- ratung gehört nicht zu den üblichen Maßnahmen abnahme in kurzer Zeit (Gewichtsabnahme von bei einem Arztbesuch. Bei bestimmten Situatio- Vielen geht es heute so gut, dass eine Ernäh- gung. Es gibt diverse Verfahren, um nicht nur das rungsberatung in anderer Hinsicht erforderlich Gewicht, sondern auch den Anteil von Fett und sein kann, nämlich bei Übergewicht oder Stoff- Muskelmasse im Körper zu messen. Anhand der wechselstörungen wie Zuckerkrankheit oder Ergebnisse lassen sich bestimmte Empfehlungen erhöhten Blutfetten. Besonders die Blutfette für die Ernährung ableiten und die Auswirkun-können bei Patienten erhöht sein, die eine Kom- gen von Änderungen der Ernährung im Verlauf binationstherapie erhalten. Eine Ernährungsbera- tung kann nach Bedarf wiederholt werden.
Zur Festlegung der Ernährungssituation stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfü- Frauenarzt (Gynäkologische Untersuchung) HIV-positive Frauen haben ein etwa doppelt so 18 sind für die Krebsentstehung verantwortlich. hohes Risiko für Gebärmutterhalskrebs (das so Wegen der großen Bedeutung von HPV für die genannte Cervixkarzinom). Daher wird emp- Krebsentstehung bei allen Frauen – nicht nur fohlen, dass sie regelmäßig zum Frauenarzt zur bei HIV-positiven – sind Impfstoffe entwickelt (Krebs-)Vorsorgeuntersuchung gehen. Mindes- worden. Seit kurzem (Jahr 2007) stehen zwei tens einmal im Jahr sollte eine Vorsorge durch- Impfstoffe zur Verfügung– Gardasil und Cervarix. geführt werden, bei der auch ein so genannter Mit diesen Impfstoffen kann man sich vor einer PAP-Abstrich durchgeführt wird (diese Empfeh- Ansteckung mit HPV und damit auch zu einem lung gilt übrigens auch für Frauen ohne HIV-Infek- großen Teil vor der Entstehung von Gebärmutter- tion ab dem Alter von 20 Jahren!). Dabei werden halskrebs schützen. Weil eine Infektion mit HPV mit einem Wattestäbchen einige oberflächliche sehr häufig ist und meist bereits in der frühen Schleimhautzellen abgewischt und anschließend Jugend erfolgt, sollten Mädchen noch vor dem unter dem Mikroskop untersucht. Wenn Gebär- ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden. Bei mutterhalskrebs oder Vorstufen davon bei der erwachsenen Frauen dagegen wird die Impfung Vorsorge entdeckt werden, können sie meist zur Zeit nicht mehr empfohlen, wobei es keine problemlos behandelt werden. Weil Vorstufen klare Altersgrenze gibt (derzeit wir die Impfung von Gebärmutterhalskrebs recht häufig bei HIV- maximal bis zum Alter von 26 Jahren empfohlen). positiven Frauen entdeckt werden, gibt es auch Gründe dafür sind, dass zum einen in aller Regel Experten, die empfehlen, dass sie sogar zweimal eine Ansteckung mit HPV bereits erfolgt ist und zum anderen zum jetzigen Zeitpunkt unklar ist, ob eine Impfung dann überhaupt noch nützlich ist. Einer der Gründe, warum HIV-positive Frauen Der Kenntnisstand auf diesem Gebiet ändert sich anfälliger für Gebärmutterhalskrebs sind, liegt derzeit allerdings rasch. Bei Bedarf sollten sich darin, dass diese Krebsart durch ein bestimmtes gerade jüngere HIV-positive Frauen von ihrem Virus ausgelöst werden kann, das „aktiver“ ist, wenn das Immunsystem durch HIV geschwächt ist. Dabei handelt es sich um das Humane Papil- Neben dem Risiko für Gebärmutterhalskrebs loma Virus (HPV). Von diesem Virus gibt es weit leiden HIV-positive Frauen auch häufiger an anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen oder Pilzinfektionen der Scheide. Auch aus die- Nicht alle Typen lösen dabei tatsächlich Krebs sem Grund sind regelmäßige Kontrolluntersu- aus. Vor allem der „HPV-Typ 16“ und der Typ chungen beim Frauenarzt empfehlenswert.
HIV-Positive haben – bedingt durch ihre Immun- auf Hepatitis und Syphilis untersucht. Wieder an- schwäche – auch ein erhöhtes Risiko für sexuell dere Erkrankungen wie z.B. Infektionen mit Chla- übertragbare Krankheiten. Außerdem steigt das mydien lassen sich relativ schwer feststellen und Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten mit benötigen aufwändigere Untersuchungen. Vor der Häufigkeit des Partnerwechsels und verlet- kurzem hat das Bundesministerium für Gesund- zungsträchtigen sexuellen Praktiken.
heit eine Vorsorgeuntersuchung auf Chlamydien für Frauen bis zum 25. Lebensjahr beschlossen. Auf diese Erkrankungen wird bei den Routineun- Bisher zahlten die Krankenkassen diese Untersu- tersuchungen geachtet. Dabei sind einige Erkran- chung nur bei direkten Hinweisen auf eine Chla- kungen sehr einfach festzustellen – Feigwarzen mydien-Infektion. Jetzt wird diese bei Frauen bis beispielsweise können durch bloßes Hingucken zum 25. Lebensjahr generell erstattet.
sicher eingeordnet werden. Andere Erkrankungen können über Blutuntersuchungen festgestellt wer- Die häufigsten sexuell übertragbaren Krank heiten den (vor allem Hepatitis B, C und Syphilis). Meist (STD’s) sind in der unten aufgeführten Tabelle wird das Blut routinemäßig etwa einmal im Jahr Für genauere Informationen zu den Feigwarzen siehe MED-INFO Nr. 62.
Bei HIV-positiven Männern sollten die Untersu- Untersuchungen – bis auf die Blutuntersuchungen chungen auf sexuell übertragbaren Krankheiten – sehr häufig vom Frauenarzt im Rahmen der übli- im Rahmen der Routineuntersuchungen vorge- chen Vorsorgeuntersuchungen mit durchgeführt.
nommen werden. Bei Frauen dagegen werden die Hautprobleme können bei HIV-Infizierten häu- suchungen beim Hautarzt. Erst beim Auftreten figer als bei Menschen ohne HIV auftreten (z.B. von Hautveränderungen, muss geprüft werden, Nagelpilzerkrankungen oder Hautpilz). Es gibt ob eine zusätzliche Behandlung beim Hautarzt auch einige typische Infektionserkrankungen, die im Rahmen der AIDS-Erkrankung auftreten kön-nen, hierzu gehört das Kaposi-Sarkom. Es gibt Ausführliche Informationen zum Thema „HIV und allerdings keine Empfehlung für Routineunter- Haut“ bietet die MED-INFO Broschüre Nr. 41.
Impfungen gehören zu den wichtigsten und ef- ten. Diese befindet sich am Robert-Koch-Institut fektivsten Maßnahmen in der Medizin, mit denen in Berlin, der nationalen Gesundheitsbehörde, die viele Krankheiten verhindert werden können. In für die Überwachung von Infektionserkrankungen Deutschland gibt es eine ständige Impfkommis- zuständig ist, angesiedelt. In Tabelle 1 sind die sion (STIKO), die in regelmäßigen Abständen derzeitigen Impfempfehlungen für HIV-Patienten überprüft, welche Impfungen sinnvoll sind und in in vereinfachter Form zusammengefasst.
welchen Situationen sie angewendet werden soll- Je nach Blutwerten; spätestens nach 10 Jahren ! Hepatitis A und B auch als Kombinationsimpfung möglich Tabelle 1. Impfungen, die für HIV-Patienten empfohlen werden (vereinfacht nach STIKO-Empfehlungen Juli 2007).
* Eine Impfung gegen Hepatitis A wird von der STIKO für „Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung“ empfohlen. Dies wird auf die meisten HIV-Positiven zutreffen.
Alle in der Tabelle genannten Impfungen können HIV-Patienten nur angewendet werden, wenn die bei HIV-Positiven grundsätzlich problem- und ge- Helferzellenzahl hoch genug ist. Als Grenze gilt fahrlos durchgeführt werden, denn es handelt sich allgemein, dass die Helferzellenzahl mindestens bei allen verwendeten Impfstoffen um so genann- über 200/µl liegen sollte. Beispiele für Lebendimp- te Totimpfstoffe. Diese Impfstoffe bestehen aus fungen sind die Gelbfieberimpfung für Reisen abgetöteten Keimen oder Teilen von Keimen. Sie nach Afrika, Impfungen gegen Masern, Mumps, sind selbst nicht mehr infektiös. Neben der Grup- Röteln, Typhus und die Windpockenimpfung.
pe von Totimpfstoffen gibt es auch so genannte Lebendimpfstoffe. Diese bestehen aus lebenden Bei HIV-Positiven kann der Erfolg einer Impfung Keimen, die stark vorverändert und abgeschwächt geringer sein als bei anderen Personen. Als Faust- wurden. Unter normalen Umständen machen sie regel kann gelten, dass kein Impferfolg zu erwar- nicht krank. Bei Menschen mit geschwächtem ten ist, wenn die Helferzellenzahl unter 100/µl Immunsystem , also bei HIV-Positiven, aber auch liegt. Bei Patienten mit so niedrigen Helferzellen z.B. bei Menschen mit Krebserkrankungen, kann sollte erst versucht werden, die Helferzellenzahl die verbliebene Restaktivität jedoch ausreichen, durch eine Kombinationstherapie zu erhöhen, um doch eine Erkrankung auszulösen. Wenn und erst dann die empfohlenen Impfungen durch-überhaupt, dann sollten Lebendimpfstoffe bei zuführen. – Fast alle Impfungen werden in den Oberarmmuskel knapp unterhalb des Schultergelenks verabreicht. Eine Impfung an anderen Stellen ist nicht mehr üblich. Insbesondere in den Po wird heute nur noch sehr selten geimpft.
– Es können mehrere Impfungen gegen verschiedene Erkrankungen am gleichen Tag gege- – Meist werden die Impfungen gut vertragen. Manchmal kommt es zu so genannten Lokal- reaktionen, bei denen der Bereich um die Einstichstelle geschwollen und gerötet sein kann und schmerzt. Ganz selten treten nach der Impfung Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal sogar etwas Fieber auf. Diese Reaktionen treten – wenn überhaupt – innerhalb der ersten drei Tage nach einer Impfung auf und klingen von selbst ab.
– Es sollte nicht geimpft werden, wenn eine akut behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt – Eine Grundimmunisierung, die nicht vollständig gegeben wurde, muss nicht komplett neu begonnen werden. Für Auffrischimpfungen die nicht rechtzeitig durchgeführt wurden, gilt das Gleiche. – Impfstoffe sollen im Kühlschrank gelagert werden. Das ist besonders wichtig, wenn man sich einen Impfstoff selbst in der Apotheke besorgt und bis zum nächsten Impftermin zu Hause lagert – Impfungen sollten immer in einem Impfausweis dokumentiert werden.
– Impfungen, die von der STIKO empfohlen werden, werden auch von der Krankenkasse Neben den in der Tabelle 1 aufgeführten gibt es Standardimpfungen, die nur unter bestimmten noch eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, Bedingungen notwendig sind, insbesondere z.B. gegen die geimpft werden kann. Das sind z.B. Reisen in bestimmte Gebiete. Die Kostenüber- nahme durch die Krankenkasse muss im Einzelfall ra oder Typhus. Impfungen, die über die in der Tabelle aufgeführten hinausgehen, sind keine Osteoporose bedeutet soviel wie „dünner Kno- ren Menschen. Frauen sind dabei aufgrund ihres chen“ oder Knochenschwund. Dadurch können Hormonstatus deutlich häufiger betroffen als Knochen bei Belastungen brechen, denen sie Männer. Osteoporose gilt als eine der häufigsten normalerweise problemlos standhalten. Am häu- Erkrankungen überhaupt, die jedoch häufig nicht figsten brechen die Knochen am Oberschenkel – hier vor allem am Übergang vom Oberschenkel-knochen zum Hüftgelenk, das ist der so genannte Bei HIV-Positiven hat Osteoporose bislang, wie Oberschenkelhals – und an der Wirbelsäule. Os- viele andere Erkrankungen, keine große Rolle ge- teoporose ist eine typische Erkrankung von älte- spielt, obwohl bekannt ist, dass die HIV-Infektion (ohne Behandlung) eine Osteoporose begünsti- In ausgeprägten Fällen gibt es zusätzlich verschie- gen kann. Mittlerweile werden die meisten Positi- dene Medikamente, mit denen man die Knochen ven aber immer älter und somit wird auch die Os- sogar wieder „dicker“ machen kann.
teoporose für mehr Patient/innen zum Problem. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass HIV-Patienten Derzeit gibt es keine klaren Empfehlungen für durch die Einnahme der Kombinationstherapie HIV-Patienten, ob man die Knochendichte über- möglicherweise ein höheres Risiko für Osteoporo- haupt messen muss und ab welchem Lebensalter se als andere Menschen haben können.
das sinnvoll ist. Aus den oben genannten Grün-den scheint es jedoch sinnvoll zu sein, wenn man Zur Diagnose einer Osteoporose wird eine Kno- zumindest bei besonders gefährdeten Personen chendichtemessung durchgeführt. Dabei wird an eine Osteoporose denkt, also vor allem bei die Dichte des Knochens an gefährdeten Stellen der Wirbelsäule und am Oberschenkelknochen gemessen. Anhand dieser Messergebnisse kann Bewegung (!), Calcium und Vitamin D wirken man einschätzen, wie dünn der Knochen tatsäch- lich ist. Je nach Messergebnis gibt es verschiede-ne Therapiemöglichkeiten für eine Osteoporose.
Mit der stetig zunehmenden Lebenserwartung kungen, die mit der HIV-Infektion einhergehen von HIV-Positiven steigt bei vielen Betroffenen und deutlich häufiger sind als bei Menschen ohne auch die Sorge vor anderen Erkrankungen, be- HIV, und Krebserkrankungen, bei denen es keinen sonders vor Krebserkrankungen. Tatsächlich wesentlichen Unterschied zu HIV-negativen Per-haben HIV-Positive ein erhöhtes Risiko für be- sonen gibt. Für die Erkrankungen, die bei HIV-Po- stimmte Krebsarten. Deswegen bekommt die sitiven häufiger sind, gelten spezielle Aspekte, die Krebsvorsorge eine zunehmende Bedeutung für weiter unten behandelt werden. Nur für relativ wenige Krebsarten gibt es allgemeine Vorsorge-empfehlungen (siehe Tabelle 2). Für viele andere Im Wesentlichen muss man zwei Gruppen von Krebsarten sind keine regulären Früherkennungs- Krebserkrankungen unterscheiden: Krebserkran- Test auf Blut im Stuhl (jährlich bis zum Stuhl alle 2 Jahre (wenn keine Darmspiegelung gemacht wird) Test auf Blut im Stuhl (jährlich bis zum Alter von 55 Jahren) Stuhl alle 2 Jahre (wenn keine Darmspiegelung gemacht wird) Tabelle 2. Empfehlungen zur Krebsvorsorge in Deutschland (Deutsche Krebsfrüherkennungsrichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen) Bei HIV-Positiven ist es häufig so, dass der HIV- Schwerpunktarzt gleichzeitig die Krebsvorsorge- während der Routine-Untersuchungen beim HIV- untersuchungen koordiniert. Dann ist er gefordert Schwerpunktarzt mit berücksichtigt werden, soll- darauf zu achten, dass die Vorsorgeuntersuchun- ten Frauen unbedingt regelmäßig zum Frauenarzt gen durchgeführt werden. Dabei ist es der Er- fahrung und der Ausbildung der behandelnden Ärzte überlassen, ob sie die Untersuchungen Neben den bereits genannten Tumorerkrankun-selbst durchführen oder die Hilfe von Fachärzten gen gibt es auch einige andere Krebsarten, die in Anspruch nehmen. Die Tastuntersuchung der bei HIV-Positiven durch die steigende Lebenser- Prostata bei Männern kann sowohl beim Hausarzt wartung vermutlich künftig häufiger auftreten als bei HIV-negativen Personen. Das sind vor allem Lungenkrebs und Krebs am Darmausgang, dem Wie erwähnt sind bei HIV-Patienten einige spe- zielle Aspekte zu bedenken. Die oft mit der HIV-Erkrankung auftretenden Krebsarten sind das Trotz berechtigter Sorgen ist zu bedenken, dass Kaposi-Sarkom (rötlich bläulicher Hauttumor), es sich bei Krebserkrankungen insgesamt doch Lymphome (Lymphknotenkrebs) und bei Frauen auch Gebärmutterhalskrebs (Zervix-Karzinom). Laboruntersuchungen / BlutentnahmeDie Blutuntersuchungen gehören bei HIV-Posi- zeichnet. Die Helferzellzahl wird als Zahl der Hel- tiven zu den wichtigsten Untersuchungen, die ferzellen pro Mikroliter (µl) Blut angegeben. Die überhaupt durchgeführt werden. Bei fast jedem Helferzellzahl fällt schon bei ansonsten gesunden Arztbesuch wird Blut entnommen. Im Folgenden Menschen sehr unterschiedlich aus, als normal wird kurz erläutert, welche Blutuntersuchungen wird eine Helferzellzahl über 500/µl angesehen. Bei einer Helferzellzahl unter 200/µl besteht ein hohes Risiko für aidsdefinierende Erkrankungen, Am allerwichtigsten ist natürlich die Bestimmung das umso mehr ansteigt, je niedriger die Helfer- der HIV-Werte, der so genannte Immunstatus. zellzahl sinkt.
Darunter versteht man die Helferzellzahl und die Menge von HIV im Blut, auch mit Viruslast be- Die Viruslast sagt etwas über die Aktivität der Medikamente umgestellt wurden, wird die erste HIV-Infektion aus. Je stärker sich das Virus im Kör- Kontrolle des Immunstatus in einem kürzeren Ab- per vermehrt, desto höher ist die Viruslast. Eine stand durchgeführt. Meist werden die Werte das verstärkte Virusvermehrung geht zu Lasten des erste Mal vier Wochen nach Beginn der Medika- Immunsystems und erhöht damit das Risiko ei- menteneinnahme bestimmt. Wie oben erläutert nes Fortschreitens der HIV-Infektion. Die Viruslast muss der Immunstatus auch in kürzeren Abstän- wird anhand der Anzahl von Exemplaren des Vi- den kontrolliert werden, wenn Probleme mit der ruserbgutes, der HIV-RNA, pro ml Blut bestimmt. Man spricht dabei von Kopien der HIV-RNA. Es gibt verschiedene Testverfahren zur Messung der Neben dem Immunstatus werden noch zahlreiche Viruslast. Üblich sind heute die sensiblen Testver- andere Blutwerte bei der Routineuntersuchung fahren, die schon 20-50 HIV-RNA-Kopien pro ml überprüft. Im Wesentlichen werden dabei die Blut nachweisen können. Einen Normwert für die inneren Organe Leber, Niere, Bauchspeicheldrü- se und Stoffwechselwerte wie Blutfetten, Zucker und Laktat (Milchsäure) überprüft. Auch das so Bei HIV-Infizierten, die keine Kombinationsthe- genannte „Blutbild“ wird bestimmt. Dabei han- rapie einnehmen, gilt eine Viruslast unter 10.000 delt es sich um die Messung der Anzahl der wei- Kopien/ml als niedrig von bis zu 30.000 Kopien/ ßen und roten Blutkörperchen und Blutplättchen. ml als mäßig hoch und von über 50.000 -100.000 Mit der Überprüfung dieser Blutwerte wird vor allem die Verträglichkeit der Medikamente über-prüft, aber auch, ob sich möglicherweise andere Erkrankungen zeigen, die mit der HIV-Infektion pie einnimmt, hat die Viruslast eine ganz andere überhaupt nichts zu tun haben. Beispiele für sol- Bedeutung. Hier ist das Ziel, die Vermehrung des che Veränderungen sind z.B. eine Zuckerkrankheit Virus vollständig zu unterdrücken. Die Viruslast (Diabetes), eine Blutarmut (Anämie) oder Entzün- sinkt dann unter die Nachweisgrenze des Tests. Man sagt dann, dass die Viruslast „unter 50 Kopi-en (weniger als 50 Kopien)“ oder „nicht nachweis- Weiterhin ist es möglich, mittels Blutuntersuchun- bar“ ist. Manchmal steht in den Laborbefunden gen auf zahlreiche spezielle Erkrankungen zu tes- auch „negativ“. Dieser Ausdruck ist allerdings et- ten. Beispiele, die HIV-Positive häufiger betreffen, was irreführend, weil das Virus noch im Körper ist sind Hepatitis und Syphilis, die durch Blutuntersu- und wieder nachweisbar wird, wenn man die Me- chungen gezielt nachgewiesen werden können.
dikamente absetzt. Wenn unter einer laufenden, vorher erfolgreichen Kombinationstherapie die Dabei hängt es immer vom Einzelfall ab, in wel-Viruslast wieder nachweisbar wird, dann kann das chen Abständen die Blutuntersuchungen gemacht ein Hinweis darauf sein, dass die Therapie nicht werden müssen und welche Blutuntersuchungen mehr ausreichend wirkt und weitere Kontrollen notwendig sind. Eventuell müssen dann die Medi-kamente umgestellt werden.
Zusätzlich zu den Blutuntersuchungen wird routinemäßig der Urin zur Überprüfung der Nie- Unter einer laufenden Kombinationstherapie renfunktion untersucht. Manche Veränderungen und bei Patienten, die keine Medikamente ein- der Niere können nur im Urin, nicht aber im Blut nehmen, wird der Immunstatus in der Regel alle festgestellt werden. Wie häufig der Urin unter- drei Monate bestimmt. Dieser Zeitraum hat sich sucht wird, hängt sehr vom Einzelfall ab (z.B. wel- international durchgesetzt, weil man dann Ver- che Medikamente eingenommen werden oder ob änderungen und Probleme rechtzeitig erkennen zusätzlich andere Erkrankungen vorliegen, die die kann. Möglicherweise werden künftig auch län- Nieren schädigen können). Als Faustregel kann gere Abstände empfohlen – zumindest wenn es gelten, dass – wenn sonst keine Probleme mit der keine besonderen Probleme gibt und der Ver- Niere vorliegen – der Urin mindestens einmal im lauf stabil ist. Wenn man gerade neu mit einer Jahr routinemäßig untersucht werden sollte.
Kombinationstherapie angefangen hat oder die HIV-Positive können zahlreiche Erkrankungen moderne HIV-Kombinationstherapie sind auch entwickeln, die sich am Nervensystem bemerk- diese Erkrankungen insgesamt seltener gewor- bar machen. Es gibt dabei mehrere Ursachen für den. Sie treten heute vor allem auf, wenn die HIV- neurologische Krankheiten bei HIV und Aids. Sie Infektion noch nicht bekannt ist oder wenn die können vom HI-Virus direkt oder – „indirekt“ als HIV-Kombinationstherapie nicht richtig wirkt.
Folge der geschwächten Immunabwehr – von an-deren Krankheitserregern wie Bakterien, Parasi- Neben den genannten Erkrankungen können die ten, Viren oder Pilzen verursacht werden.
HIV-Medikamente selbst einige Nebenwirkungen auslösen, die sich am Nervensystem bemerkbar Als wichtigste Erkrankungen, die unmittelbar machen. Eine besonders große Rolle spielen hier durch die Schädigung durch das HI-Virus entste- Schädigungen der peripheren Nerven, meist als hen, sind die HIV-Enzephalopathie (krankhafte so genannte Polyneuropathie (das heißt wörtlich Veränderung des Gehirns) und die Aids-Demenz übersetzt „Schädigung von vielen Nerven“). Die (=Vergesslichkeit, geistige Leistungsminderung) Symptome sind oben beschrieben – aufsteigende zu nennen. Ein erster Hinweis darauf, dass HIV Schmerzen in den Füßen, Unruhe, Taubheit und das Gehirn befallen hat, kann eine zuerst kaum Krämpfe. Am häufigsten sind die HIV-Medika- merkliche Verlangsamung der feinmotorischen mente Videx und Zerit für solche Polyneuropa-Bewegungen sein. Später können Kopfschmer- thien verantwortlich. Aus diesem Grund werden zen, Konzentrations- und Schlafstörungen und speziell diese genannten Medikamente heute nur Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Wenn noch relativ selten eingesetzt, so dass auch eine HIV das Rückenmark befällt, spricht man von der Neuropathie als Nebenwirkung seltener gewor- so genannten HIV-bedingten Myelopathie. Hier werden die Nervenstränge im Rückenmark ge-schädigt. Schließlich kann HIV auch die Nerven Ein Beispiel für Nebenwirkungen am Gehirn ist angreifen, die sich weit entfernt von Kopf und vor allem das Medikament Sustiva. Manche Pa- Rückenmark durch den Körper ziehen. Das nennt tienten, die Sustiva einnehmen, können intensive man dann HIV-bedingte periphere (äußere) Neu- Alpträume haben, vermehrt unter Stimmungs- ropathie. Ein typisches Symptom sind Schmerzen schwankungen leiden oder sich wie betrunken – meist in den Füßen. Sie beginnen an den Zehen fühlen. In ausgeprägten Fällen kann es zu schwe- und steigen bis in die Unterschenkel. Gleichzeitig ren psychischen Problemen kommen (bis hin zu werden die Füße unruhig. Typisch sind auch von den Füßen aufsteigende Taubheit sowie Waden-krämpfe.
HIV und bestimmte HIV-Medikamente können schließlich auch die Psyche beeinflussen und den Da die genannten Erkrankungen direkt durch Betroffenen in seinen Reaktionen und seinem das HI-Virus ausgelöst werden, ist die HIV-Kom- Sozialverhalten verändern. Vor allem Depres- binationstherapie die wichtigste und am besten sionen spielen hier eine große Rolle. Typische wirksame Therapieform. Seitdem hochwirksame Symptome sind Niedergeschlagenheit, Denkstö- HIV-Medikamente zur Verfügung stehen, kommt rungen, Schwindelgefühle, Schlafstörungen und es deshalb viel seltener zu diesen HIV-bedingten Antriebslosigkeit. Ein weiteres häufiges Problem, Erkrankungen des Gehirns und der Nerven.
das in das Gebiet des Nervenarztes fällt, sind Kopfschmerzen.
Bei einem geschwächten Immunsystem, d.h. bei einer Helferzellzahl von unter 100, können außer- Insgesamt spielen Erkrankungen des Nervensys- dem andere Erkrankungen des Nervensystems tems eine große Rolle für viele HIV-Positive. In auftreten, zum Beispiel eine Toxoplasmose, die solchen Fällen ist häufig die Mitbetreuung durch durch Parasiten unter anderem in rohem Fleisch einen kompetenten Neurologen sehr sinnvoll und Katzenkot übertragen wird (siehe hierzu oder sogar zwingend notwendig. Auf der ande-MED-INFO-Broschüre Nummer 33). Durch die ren Seite ist strittig , ob bei Patienten, die keine Probleme haben, routinemäßige Vorstellungen Zu diesem umfangreichen Thema gibt es ein beim Neurologen erforderlich sind. Hier gibt es eigenes Heft aus der MED-INFO-Reihe (Neurolo- (noch) keine eindeutigen, verbindlichen Empfeh- gische Erkrankungen bei HIV und AIDS; Nr. 47).
lungen. Das hängt ein wenig vom HIV-Schwer-punktarzt ab.
Unter Prophylaxe versteht man eine vorbeugen- wird das Medikament Cotrimoxazol (Handelsna- de Maßnahme, die etwas Schlimmeres verhindern men z.B. Cotrim, Eusaprim) eingesetzt. Es schützt soll. Im Zusammenhang mit der HIV-Infektion wird gleichzeitig vor PCP und Toxoplasmose. Wenn allgemein unter „Prophylaxen“ die vorbeugende die Helferzellen über 100 pro Mikroliter sind, so Einnahme von Medikamenten verstanden, die dass nur eine Prophylaxe gegen PCP notwendig den Ausbruch von bestimmten Erkrankungen ist, kann entweder Cotrimoxazol eingenommen verhindern sollen, wenn das Immunsystem nicht werden oder als Alternative eine Inhalation einmal mehr richtig arbeitet. Die beiden wichtigsten Er- pro Monat mit Pentamidin durchgeführt werden, krankungen, um die es geht, sind die Pneumo- die zwar nur gegen eine PCP schützt, aber den cystis Pneumonie (PCP), eine bestimmte Form der Vorteil hat, dass es so gut wie keine Nebenwir- Lungenentzündung, und die Toxoplamose, eine kungen gibt. Bei Allergien oder Unverträglichkei- Entzündung des Gehirns. Wenn man die Helfer- ten gibt es noch mehrere Alternativen.
zellzahl unter 200 liegt, steigt das Risiko für eine PCP erheblich an. Wenn die Helferzellzahl unter Besonders bei Patienten, deren Kombinations- 100 ist, , steigt die Wahrscheinlichkeit für eine To- therapie nicht (mehr) so gut wirkt und bei Pati- enten, mit niedriger Helferzellzahl , müssen die Prophylaxen bei jedem Besuch sorgfältig über- Wenn die Helferzellen so niedrig sind, sollte eine Prophylaxe durchgeführt werden. Zur Prophylaxe Bei HIV-positiven Menschen, die Analsex haben Krebsentstehung begünstigen können, nachwei- oder früher hatten, besteht ein erheblich erhöh- tes Risiko für Krebs am Darmausgang, dem After. Diese Krebsart nennt man Analkarzinom. Das Ri- Derzeit ist noch unklar, bei welchen Personen und siko ist für HIV-Positive etwa 80-mal so hoch wie wie häufig diese Untersuchungen durchgeführt für HIV-Negative. Daher gibt es Bestrebungen, Methoden für eine Früherkennung zu entwickeln, ähnlich wie für andere Krebserkrankungen. Dabei Daher gibt es noch keine bindenden Empfehlun- ist allerdings zu berücksichtigen, dass es insge- gen für die Routinevorsorge für Analkrebs. An den samt glücklicherweise ein eher seltener Krebs ist.
meisten Zentren wird (noch) keine Routinevorsor-ge auf Analkrebs durchgeführt. Es werden dieje- In den vergangenen Jahren sind zur Früherken- nigen Patienten gezielt untersucht, die bestimmte nung verschiedene Methoden entwickelt worden. Risikofaktoren haben, aus denen sich Analkrebs Zum Beispiel kann Gewebe der Afterschleimhaut bilden kann, z.B. Feigwarzen (Kondylome). Eini- untersucht werden, das mittels Abstrich oder ge Zentren beschäftigen sich schwerpunktmäßig durch eine kleine Probenentnahme gewonnen mit diesem Thema und führen entsprechende wurde. Diese Gewebeproben können unter dem wissenschaftliche Untersuchungen durch. Die Er- Mikroskop auf das Vorhandensein von Krebs- gebnisse solcher Forschung können in den nächs- vorstufen untersucht werden. Außerdem kann ten Jahren dazu führen, dass sich die Empfehlun- getestet werden, ob sich in den Proben bestimm- gen für die Vorsorge auf Analkrebs ändern und te Viren, die so genannten Papillomaviren, die die Tuberkulose ist weltweit eine der häufigsten ungenau. Er kann z.B. falsch positiv ausfallen, Infektionserkrankungen. Es handelt sich um eine auch wenn gar keine Erkrankung vorliegt (z.B. Bakterieninfektion, die vor allem die Lunge, aber wenn man als Kind geimpft wurde) oder auch auch viele andere Stellen bzw. Organe des Kör- falsch negativ ausfallen, obwohl eine Tuberkulose pers wie z.B. Lymphknoten befallen kann. Mögli- vorliegt (z.B. weil das Immunsystem wegen der che Symptome für eine Tuberkulose sind Fieber, HIV-Infektion nicht richtig funktioniert).
Gewichtsverlust und Husten. Die Diagnose ist daher oft nicht einfach. Meist sind verschiedene Von manchen Experten wird empfohlen, einen sol- Untersuchungen notwendig, um eine Tuberku- chen Hauttest bei HIV-Patienten durchzuführen, lose festzustellen (z.B. Auswurf-, Röntgen- und wenn eine HIV-Infektion das erste Mal festgestellt Blutuntersuchungen). Eine erste Untersuchungs- wird. Ist der Hauttest positiv , kann überlegt wer- möglichkeit ist ein Hauttest. Dabei werden einige den, ob Tuberkulose-Medikamente eingenom- Bestandteile von Tuberkulose-Bakterien in die men werden, auch wenn der Betroffene (noch) Haut gespritzt. Wenn man schon einmal eine Tu- keine Symptome aufweist. Da in Deutschland die berkulose hatte, gerade an ihr erkrankt ist oder Tuberkulose eher selten ist, hat der Test hier nur gegen sie geimpft wurde, dann bildet sich an bei Patienten eine Bedeutung, die aus Gebieten der Hautstelle eine Schwellung, die man gut se- kommen, in denen die Tuberkulose häufiger ist hen und tasten kann. Wenn man dagegen noch oder bei Personen, die typische Symptome zei- nie Kontakt mit Tuberkulose hatte, sieht man gen. Deshalb wird er in Deutschland fast nie als keine Veränderung. Leider ist dieser Test relativ HIV-Patienten haben häufiger als andere Men- ten. Weniger bekannt ist, dass sich manchmal schen Probleme mit den Zähnen und/oder der sogar Nebenwirkungen der HIV-Medikamente im Mund-Rachen-Raum. Etwa die Hälfte der HIV- Positiven hat Veränderungen in der Mundhöh-le. Viele Infektionen oder Erkrankungen, die im Allgemein gilt daher die Empfehlung, dass alle Zusammenhang mit HIV stehen, treten in der HIV-Positiven mindestens einmal im Jahr zum Mundhöhle auf. Dazu gehören zum Beispiel Pilz- Zahnarzt gehen sollten. Eine gute Zahn- und befall im Mund (Soor), die orale Haarleukoplakie Mundhygiene kann vielen dieser Erkrankungen (weiße Streifen am Zungenrand ), Aphthen (kleine schmerzhaft Geschwüre der Mundschleimhaut), Zahnfleischentzündungen oder Herpes. Auch sel- Nähere Informationen bietet die MED-INFO-Bro- tene Erkrankungen wie ein Kaposi-Sarkom oder schüre Nr. 59 Mund, Rachen, Zähne und HIV.
ein Lymphom können in der Mundhöhle auftre- Wenn man HIV infiziert ist, sind regelmäßige Arzt- Neben dem Besuch beim HIV-Schwerpunktarzt, besuche notwendig. Bei einem unkomplizierten können noch weitere Untersuchungen und Maß- Verlauf ist es üblich, alle drei Monate zu seinem nahmen notwendig sein. Dazu zählen Facharztbe- HIV-Spezialisten zu gehen, der kontrolliert, ob suche, zum Beispiel beim Zahnarzt oder Neuro-wesentliche Probleme oder Veränderungen auf- logen, Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen, getreten sind. Dabei werden der Immunstatus die von der individuellen Situation des Patienten und die wichtigsten Organwerte bestimmt und überprüft, ob die HIV-Kombinationstherapie noch richtig wirkt und vertragen wird.
(Bestellnummer: 140004) – Neuauflage 2004! Nr. 41: Haut und HIV (Bestellnummer: 140005) Medizinische Informationen zu HIV und AIDS Nr. 44: HIV und Hepatitis B (Bestellnummer: 140009) Nr. 46: HIV und Depressionen (Bestellnummer: 140012) Tel.:0221/ 20 20 30in Zusammenarbeit mit der Nr. 48: Lipodystrophie (Bestellnummer: 140014) Nr. 49: Medikamentenstudien (Bestellnummer: 140015) Dr. Jan-Christian Wasmuth, Uniklinik Bonn Nr. 50: Laborwerte (Bestellnummer: 140016) Nr. 51: HIV und Hepatitis C (Bestellnummer: 140017) Nr. 52: HIV und Niere (Bestellnummer: 140018) Nr. 53: Compliance – Umgang mit der HIV-Therapie – Nr. 54: HIV und Reisen (Bestellnummer 140054) Nr. 55: HIV und Immunsystem (Bestellnummer 140055) Nr. 56: Wechselwirkungen der HIV-Therapie mit Nr. 57: HIV und Kopfschmerz (Bestellnummer 140057) Nr. 58: Stress, Stressbewältigung und HIV Nr. 60: Therapiepausen (Bestellnummer 140060) Nr. 61: Müdigkeit, Fatigue, Burnout bei HIV/AIDS Nr. 62: Feigwarzen (Bestellnummer 140062) Das MED-INFOist bei der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. zu bestellen Nr. 63: HIV und Gehirn (Bestellnummer 140063 Nr. 64: Vorsorge und Kontrolluntersuchungen Nr. 65: HIV-Therapie (Bestellnummer 140065) Alle MED-INFO-Broschüren sind auf der neuen Homepage : www.HIV-MED-INFO.de einzusehen und als PDF-Datei runterzuladen Folgende Ausgaben der MED-INFO-Reihe sind aktuell: Das MED-INFO dient der persönlichen Information und ersetzt nicht das Gespräch mit einem Arzt des Vertrauens Geschützte Warennamen, Warenzeichen sind aus Grün- den der besseren Lesbarkeit nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Wa- rennamen handelt. Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Alle Angaben in Nr. 38: Sexuelle Störungen (Bestellnummer: 140002) dieser Ausgabe entsprechen dem Wissensstand bei Fertig- Nr. 39: Resistenzen (Bestellnummer: 140003)

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Current Treatment Options in NeurologyDOI 10.1007/s11940-010-0100-yNeuropathyAlfredo A. Sadun, MD, PhD1Chiara La Morgia, MD*,2Valerio Carelli, MD, PhD2Address1Thornton Professor of Vision, Departments of Ophthalmologyand NeuroSurgery, Doheny Eye Institute and Keck-USC School of Medicine,Los Angeles, CA 90033, USA*,2Department of Neurological Sciences,University of Bologna, Via Ugo Foscolo, 7,

Http://www.medscape.com/viewarticle/811716_print

http://www.medscape.com/viewarticle/811716_print'Heart Failure Is Killing Your Diabetes Patients,' Experts WarnBARCELONA, SPAIN — Cardiologists speaking here at the European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2013 Meeting are urging diabetologists to sit up and take notice: heart failure is kil ing their patients and is not getting the attention it deserves. Not only is heart fail

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