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Manuskript
Beitrag:
Für depressiv erklärt – Kinder in der
Medikamentenfalle
Sendung vom 13. August 2013

von Beate Frenkel und Astrid Randerath

Anmoderation:
Wenn Kinder traurig und verzweifelt sind, sollen Psychiater
helfen: Kindern, die unter der Trennung der Eltern leiden oder
einfach sehr schüchtern sind. Immer häufiger lautet die Diagnose
dann: Depression. So ist ein wahrer Verordnungsboom für
Antidepressiva im Gange. Die Stimmungsaufheller sind für die
Pharmaindustrie ein Milliardenmarkt. Und die Psychiatrie wird
damit immer mehr zur Hilfswissenschaft von der Chemie im Hirn.
Doch die gefährlichen Nebenwirkungen werden systematisch
heruntergespielt. Und der Nutzen der Medikamente ist oft nur
dürftig bewiesen - berichten Beate Frenkel und Astrid Randerath.


Text:
Das ist Lena. Heute ist sie 18. Als ihre Mutter vor vier Jahren die
Familie verließ, ging es dem jungen Mädchen sehr schlecht.
O-Ton Lena:
Es war immer so ein Ohnmachtsgefühl, würde ich das
nennen. Ich wusste halt nicht, was ich machen sollte, eine
tiefe Verzweiflung. Antidepressiva wurden mir dann
verschrieben. Die habe ich dann auch genommen. Und das
hat sich dann weiter gezogen, bis ich 17 war, dass ich
irgendwie vier, fünf verschiedene Medikamente bekommen
habe.

Immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen Antidepressiva
der neueren Generation. Dabei sollen die eigentlich nur sehr
eingeschränkt verschrieben werden.
Für Frontal21 hat die Krankenkasse BARMER GEK die
Verordnungszahlen für Kinder und Jugendliche analysiert.
O-Ton Kai Behrens, BARMER GEK:
Das Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass wir einen
eklatanten Anstieg bei den Verordnungen, den verordneten
Packungen, als auch bei den verordneten Tagesdosierungen
erkennen können. Der geht bis zu 50, 60 Prozent binnen fünf

Jahren, und das ist schon sehr Aufsehen erregend.

Mit diesen Präparaten verdienen Pharmakonzerne weltweit
Milliarden.
Auch Lenas Ärzte haben, wie sie sagt, nur zum Rezeptblock
gegriffen.
O-Ton Lena:
Ich bin dann hingegangen und hab gesagt: Ja gut, mir geht’s
immer noch schlecht. Und dann hat der Arzt gemeint, okay,
dann passen wir mal die Dosierung an. Oder oft hat’s dann
auch dazu geführt, dass wir ein neues Medikament
ausprobiert haben-

O-Ton Dr. Charlotte Köttgen, Deutsche Gesellschaft für
soziale Psychiatrie:
Die Pharmaindustrie hat die Kinder als Kunden entdeckt. Und
sie hat entdeckt, dass das ein gut funktionierender Markt ist.
Und es werden dafür eigens auch immer neue Diagnosen
gefunden, und die Ärzte werden in großen Werbekampagnen
darauf vorbereitet, diese Medikamente zu verordnen.

Dabei bergen diese Medikamente große Gefahren. Lena denkt
während der Behandlung häufig an Selbstmord.
O-Ton Prof. Peter Schönhöfer, Pharmakologe:
Das ist sehr typisch, die Aggression, die gesteigert wird,
kann sich nach außen gegen andere richten, aber genauso
nach innen gegen sich selbst. Und deshalb haben wir eine
erhöhte Suizidalität unter Antidepressiva, vor allem unter den
modernen Antidepressiva.

Nebenwirkung Suizid. Candice aus Maryland, USA, wurde gerade
mal zwölf Jahre alt, erhängte sich 2003 in ihrem Kinderzimmer.
Sie litt unter Prüfungsangst in der Schule und bekam ein
Antidepressivum verschrieben. Zoloft.
O-Ton Mathy Downing, Mutter:
Wir wussten sofort, die Arznei brachte sie um.

Der Hersteller von Zoloft, der Pharmakonzern Pfizer, bestreitet
das. 2004 nimmt er dennoch ein erhöhtes Suizidrisiko im
Beipackzettel auf. So heißt es heute auch in der deutschen
Gebrauchsanweisung: Für Kinder und Jugendliche gebe es,
Zitat:
„… ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen wie
Suizidversuch, Gedanken daran, sich selbst zu verletzen
oder Suizid zu begehen…“

Jahrelang führen die Eltern von Candice einen zermürbenden
Rechtsstreit. Ihr Anwalt Karl Protil bekam es mit einem äußerst
harten Gegner zu tun.
O-Ton Karl Protil, Anwalt:
Sie waren extrem bösartig, unbarmherzig in der Art, wie sie
Fragen stellten. Sie beschuldigten die Familie für das, was
passiert ist. Haben einfach ausgetestet, wie weit sie dem
Druck standhalten. Ganz ehrlich, sie haben das vom rein
finanziellen Standpunkt aus betrachtet.

Die Eltern erfahren: Der Arzt, der Candice Zoloft verschrieb,
erhielt Honorare von Pfizer.
Der Rechtsstreit endet mit einem Vergleich. An die Mutter
wenden sich bis heute betroffene Familien mit ähnlichem
Schicksal
O-Ton Mathy Downing, Mutter:
Warum bekomme ich immer noch E-Mails und Anrufe von
Eltern, die mir mitteilen, dass ihr Kind durch dasselbe
Medikament gestorben ist? Wir haben doch alle
Informationen! Aber die Ärzte sagen den Eltern, sie sollen die
Warnungen auf dem Beipackzettel nicht beachten. Sie
behaupten, das wären nur Einzelfälle.

Obwohl Antidepressiva wie Zoloft für Kinder und Jugendliche
gefährlich werden können, bekommen immer mehr solche
Medikamente verschrieben.
Das wird noch schlimmer, fürchtet der amerikanische Psychiater
Allen Frances. Der Beleg: das neue Diagnosehandbuch DSM-5
aus den USA, an dem sich auch in Deutschland Ärzte und
Psychiater orientieren. Darin ist festgelegt, wer als psychisch
krank gilt.
O-Ton Allen Frances, Psychiater:
Wir haben heute schon eine Inflation bei solchen Diagnosen
und der Verabreichung von Medikamenten für Kinder. Meine
Sorge ist, dass mit dem neuen Handbuch Menschen für
psychisch krank erklärt werden, die es gar nicht sind, und
Medikamente bekommen, die mehr schaden als helfen.

Wie kommt es zu dieser Inflation von Diagnosen?
Die amerikanische Wissenschaftlerin Lisa Gasgrove hat die
Verfasser des neuen Diagnosehandbuchs befragt. Bekommen sie
Geld von der Pharmaindustrie?
In einem noch unveröffentlichten Fachartikel, der Frontal21
vorliegt, kommt sie zu dem Ergebnis,
Zitat:
„69 Prozent der DSM-5 Mitglieder in entscheidender Funktion
haben selbst Verbindungen zu Industrie angegeben. 21
Prozent mehr als beim vorherigen Diagnosekatalog DSM IV.“

Eine vergleichbare Untersuchung steht für Deutschland aus.
O-Ton Peter Schönhöfer, Pharmakologe:
Fachgesellschaften und die Selbstverwaltung der Ärzte muss
endlich beginnen, ihre Gremien von solchen von der
Pharmaindustrie beeinflussten, gekauften Experten zu
reinigen. Nur wenn das geschieht, ist der gefährliche
Kreislauf zwischen Industrie und Experten durchbrochen,
und dann kann die Therapie sauberer werden.

Mit ihrem 18. Geburtstag, als sie selbst entscheiden durfte, setzte Lena die Psychopillen ab. Seither geht es ihr deutlich besser.
Abmoderation:
Psychische Erkrankungen gehören heute übrigens zu den
häufigsten Gründen für eine Behandlung im Krankenhaus - bei
Kindern und Erwachsenen.


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